Es ist vielleicht eines der letzten grossen Abenteuer unserer Zeit. Ein Abenteuer, das nicht Hightech-Giganten mit Milliardeninvestitionen vorbehalten ist, sondern ein Abenteuer, an dem jeder ein Stück weit teilhaben kann. Es geht um die Wiederentdeckung der Gewürze und ihrer natürlichen Vielfalt, um die Verbindung der Kulturen derer, die sie anbauen, und derer, die sich von einer neuen kulinarischen Vielfalt Pfeffer und Gewürzeinspirieren lassen. Und es geht auch darum, den Transport der kostbaren Gewürze neu zu überdenken.
In Rochecorbon, an den Ufern der Loire, befindet sich eine der aufregendsten Gewürz-Manufakturen Europas: Terre Exotique. Gegründet vom kulinarischen Weltenbummler und Visionär Erwann de Kerros, avancierte die Manufaktur schnell zum Mekka für Feinschmecker und Spitzenköche.
Das Geheimnis des Erfolges liegt natürlich in der aussergewöhnlichen Qualität der angebotenen Gewürze, den Variationen und ungewöhnlichen Gewürzmischungen, die Terre Exotique zu bieten hat. Aber es ist nicht nur die Qualität der Gewürze, die anspruchsvolle Gourmets begeistert, sondern auch das Konzept, die Philosophie und die Vision, die hinter dem Unternehmen Erwann de Kerros stehen.
“Wir sind davon überzeugt, dass Gewürze ein wundervolles Bindeglied zwischen den Kulturen darstellen, aber auch, dass der Handel ethisch vertretbar sein muss, um die kulturelle Vielfalt auf der Welt zu erhalten und der Gastronomie zu dienen.” sagte Mathieu Daubert von Terre Exotique in einem kürzlich geführten Interview mit vieni.ch
Erwann de Kerros und die Liebe zum Pfeffer
Die Geschichte dieser Gewürzmanufaktur ist die Geschichte ihres Gründers Erwann de Kerros, der einen Grossteil seiner Jugend in der Bretagne, genauer gesagt in Lamballe, verbrachte und sich heute selbst als eine Art “Gewürzjäger” definiert. Mit 15 Jahren kam er in den Tschad, wo sein Vater für die FAO arbeitete. Einige Jahre später, im Alter von 22 Jahren, liess er sich auf das Abenteuer ein, eine 100 Hektar grosse Pfefferplantage im Penja-Tal in Kamerun zu leiten.
Vier Jahre lang arbeitete Erwann de Kerros und seine Lebensgefährtin daran, den Penja-Pfeffer dieser Plantage aufzuwerten und ihn zur ersten geschützten Pfeffersorte “Indication Géographique Protégée” (IGP) auf dem afrikanischen Kontinent zu machen. Als Erwann de Kerros 1998 nach Frankreich zurückkehrte, war es sein Ziel, Penja-Pfeffer und andere exotische Gewürze von erlesener Qualität bekannt zu machen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Der gebürtige Bretone, Weltenbummler und passionierte Segler verfolgt seine Ideen von fairem Handel, nachhaltigem Anbau und kulturellem Austausch kompromisslos. Heute zeichnet sich sein Unternehmen Terre Exotique nicht nur durch eine Vielzahl einzigartiger Gewürze aus, sondern auch durch sein Engagement vor Ort bei den Erzeugern. Ferner gründete er die “école du poivre”, die erste Pfefferschule Frankreichs, und ein aufsehenerregendes Transportkonzept für Gewürze aus aller Welt: das EOLE-Programm.
Die Renaissance des Frachtseglers
Terre Exotique hat vor einiger Zeit ein Programm für den umweltfreundlichen Transport von Gewürzen aus Übersee (EOLE) ins Leben gerufen, um den Handel umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Heute ist, wie einst vor knapp 200 Jahren, wieder ein Segelschiff mit dem Namen “Terre Exotique” vor den Küsten Afrikas oder Lateinamerika unterwegs, um Gewürze an Bord zu nehmen.
“Das Programm EOLE hat die Segelschifffahrt wieder ins Rampenlicht gerückt. Dank der Initiative einiger Weniger gewinnt diese Transportart wieder an Bedeutung. Wir sind froh und stolz, ein Teil davon zu sein, indem wir uns für einen umweltfreundlicheren kommerziellen Transport einsetzen”, so Mathieu Daubert.
Die Sechzig-Fuss-Segelyacht “Terre Exotique” die unter ihrem früheren Besitzer drei Vendée Globe und ein Dutzend Transatlantikrennen bestritten hat, bringt nicht nur Gewürze nach Frankreich, sondern auch wertvolle Güter zu den Erzeugern, um Infrastruktur- und Bildungsprojekte zu unterstützen.
“Es ist uns ein Anliegen, Gewürze aus aller Welt bekannt zu machen. Wir sind uns der aktuellen Herausforderungen bewusst, was die zahlreichen Massnahmen erklärt, die wir ergreifen (Unterstützung der Erzeuger, Programm EOLE, Charta der Verpflichtungen), um diesen Handel nachhaltig zu gestalten. Durch die Vermarktung einer Reihe von Gewürzen französischen Ursprungs unterstützen wir auch die Initiativen französischer Erzeuger.”
Wertschätzung und Nachhaltigkeit – gelebte Philosophie
Dabei bevorzugt die Gewürzmanufaktur aus Rochecorbon Verpackungen aus recycelten und wiederverwertbaren Materialien und setzt bei Produktion und Lagerung auf den Einsatz erneuerbarer Energien. Terre Exotique arbeitet eng mit den jeweiligen Produzenten zusammen, um sicherzustellen, dass alle Produkte fair gehandelt werden und gleichzeitig den hohen Anforderungen an Qualität und Nachhaltigkeit entsprechen.
Zum Thema Fair-Trade und Nachhaltigkeit äusserte sich Mathieu Daubert von Terre Exotique wie folgt:
“Wir haben eine Charta mit Verpflichtungen aufgestellt, die für uns fundamental sind und die wir bei all unseren Handlungen einhalten. Es ist uns ein Anliegen, uns für ein gerechtes, nachhaltiges und respektvolles Vorgehen im gesamten Ökosystem unseres Tätigkeitsbereiches einzusetzen.”
In der Schweiz bietet vieni.ch eine Auswahl aus dem Programm von Terre Exotique an. Dazu gehören exquisite Spezialitäten wie das “Sel Noir d’ Hawaii”, das schwarze Hawaii Salz – auch Black Lava Salz genannt, Piment d’Espelette A.O.C, Poivre de Voatsiperifery, Safran aus dem Iran, verschiedene Gewürz-Mischungen, Habanero Chili aus Mexiko bis zu Orangenblütenwasser aus dem tunesischen Hammamet. Natürlich steht bei all dieser Auswahl an wertvollen Mischungen und Rohgewürzen bei Terre Exotique nach wie vor der Variantenreichtum des Pfeffers im Vordergrund.
Die “école du poivre” – Die Pfefferschule
Der Schritt, eine eigene “Pfefferschule” zu gründen, sollte daher nicht verwundern, insbesondere wenn man sich den spannenden Lebensweg von Erwann de Kerros und dessen Liebe zum Pfeffer vor Augen führt. Auf die Frage, was zu dem Entschluss geführt habe, eine “Pfefferschule” zu gründen:
“Die “école du poivre” (Pfefferschule) ist ein Weiterbildungsangebot, das aus dem Wunsch entstanden ist, sowohl die breite Öffentlichkeit als auch Fachleute über den Pfeffer zu informieren. Man lernt etwas über die Geschichte, die Botanik, die Anbaumethoden, die Besonderheiten der verschiedenen Pfeffersorten und natürlich wird auch gekostet. Heute werden die Kurse in französischer und englischer Sprache für Fachleute, Kochschulen (u.a. Institut Paul Bocuse, Ferrandi) und Privatpersonen angeboten”, erläutert Mathieu Daubert.
“Pfeffer hat jeder auf dem Tisch stehen. Das hat etwas Allgemeingültiges an sich. Aber die organoleptische Vielfalt der Pfeffersorten, der Einfluss des Anbaugebietes und des Know-hows auf den Pfeffer und damit die Bedeutung der Herkunft sind noch wenig bekannt! Für jedes Gericht und jede Verwendung eignet sich ein anderer Pfeffer. Ähnlich wie beim Wein.”
Das Abenteuer unserer Zeit könnte in der Wiederentdeckung der Vielfalt und im verantwortungsvollen Umgang mit ihr liegen, im Austausch und in der gastronomischen Kreativität. Terre Exotique zeigt einen interessanten und spannenden Weg auf.
Das Unternehmen, das sich selbst als eine Art “épicerie fine à monde ouvert” definiert, ist ständig auf der Suche nach neuen Geschmacksrichtungen und Gewürzen, um eine breite und einzigartige Produktpalette von höchster Qualität anbieten zu können. Als Vermittler zwischen den Welten, um den Austausch von Know-how, best-practice und kulturellen Aspekten bemüht, will man auch in Zukunft auf der Suche nach den besten Gewürzen, Kultur und Gastronomie verbinden.
Dieser Artikel basiert auf einem Interview mit Herrn Mathieu Daubert von Terre Exotique, für welches wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.